http://www.heavymetal.ch/web/heavymetal.nsf/0/fce0...e139?OpenDocument&TableRow=2.4
Ihr wart letztes Jahr im Z7 in der Schweiz. Ihr habt eine edle Show geboten. Ich hatte an diesem Konzert ein Schlüsselerlebnis mit dem Song "Die Gier". Ich hatte den Song auf dem Studioalbum nicht verstanden.
Live ist er mir total eingefahren.
Ja, das ist ein Liebessong!
Ein edler Liebessong, der besonders live sehr tragend ist. Ein echter Live-Song!
Gib es wieder ein Live-Album von In Extremo?
Ja, da haben wir vor etwas zu machen. Nächstes Jahr 2006 wird es ein Live-Album geben..
In Extremo hat die Wurzeln in der Mittelalter Musik. Ist es auch eine Art Philosophie von Euch?
Natürlich, diese werden wir auch nicht verleugnen. Es wird uns auch vorgeworfen, dass wir zu kommerziell sind. Das ist Quatsch! Wir sind moderne Spielleute. Ein mittelalterlicher Spielmann, der die technischen Möglichkeiten gehabt hätte, der hätte es genau so gemacht. Wir sind aussergewöhnliche Spielleute.
Ja das spürt man, besonders live! Es ist eigentlich schade, dass es Studioalben gibt von Euch!
Einhorn: Lacht!
Wenn ich mir eine neue Band im Laden anhöre, dann höre ich mir zuerst das Live-Album an, wenn die Band eines hat. So war auch mein erster Kontakt mit Euch, als ich Euch auf einem TV Kanal in einer alten Burgruine gesehen habe.. 1998 oder 1999.
Ihr habt das Lied "Rattenfänger". Mir ist aufgefallen, dass ihr dieses Lied seit einer Ewigkeit nicht mehr live spielt – Was ist der Grund?
Ich mag den Song nicht. Wir alle mögen den Song nicht! Warum weiss ich auch nicht. Ich muss aber dazu sagen, als ich letzte Woche alleine im Auto unterwegs war – habe ich mir die Scheibe, Sünder ohne Zügel angehört. Nach vier Jahren zum ersten Mal wieder, ganz alleine im Auto. Da fand ich den Song geil. Weiss auch nicht, ich kann es nicht beschreiben.
Mir hat der Doktor aus Eurer Truppe erzählt, dass ihr vor einem Konzert eine Abstimmung macht, also Lose zieht um die Setlist zu erstellen.
Ja, das ist so. Wir haben nun auch wieder ein neues Album draussen, "Mein rasend Herz", das auch in der Schweiz sehr hoch in den Top 20 eingestiegen ist. Und wir wissen gar nicht, was wir alles spielen sollen. Das ist wirklich so, wir haben so viele Songs und wir versuchen von jedem Album etwas zu spielen.
Spielt ihr heute den Song "Liam" vom neuen Album ?
Nein heute am Summer Breeze nicht. Wir werden es aber bestimmt auf unserer eigenen Tournee, die ab September startet mit dabei haben. Da werden wir auch im Dezember in die Schweiz kommen und den Song auf jeden Fall spielen.
"Liam", hat einen besonderen Charakter wegen dem irischen Dudelsack. Dieses Instrument habt ihr neu in Eure Songs eingebaut.? Dürfen wir uns demnächst auf ein weiteres Instrument freuen ?
Das kann man nicht voraus sagen. Das sind teilweise auch Schnapsideen. Was als nächstes eingeübt wird weiss ich nicht. Wir müssen manchmal auch die Bremse ziehen. Wir haben so viele Instrumente, da kommt man gar nicht klar.
Spielst du neben dem Gesang auch ein Instrument ?
Ja natürlich, mehrere sogar. Ich spiele auch Dudelsack und Cister. Ich spiele manchmal Saiteninstrumente live. Für mich zu Hause spiele ich gerne Dudelsack.
Wie seid ihr ausgerechnet auf den Dudelsack gekommen ?
Ich habe fast zehn Jahre lang Strassenmusik gemacht. Auf den Dudelsack bin ich zufällig gestossen.
Ihr baut ja die Musikinstrumente selber. Wer von der In Extremo-Truppe baut die genau ?
Jeder von uns baut sich sein eigenes Instrument. Wir suchen die alten Baupläne in Bibliotheken oder haben dafür andere Quellen.
Ihr seid ja aus Ostberlin. Gibt es zwischen der West- und Ostdeutschen Szene Unterschiede ?
Ich glaube das die meisten Ostdeutschen Bands mehr gelebt haben, weil sie ganz andere Hintergründe haben. Uns wurde mit dreizehn Jahren kein Marshall Verstärker geschenkt. Wir mussten dafür Altstoffe sammeln oder auf dem Bau arbeiten gehen. Deswegen gehst du mit deinem Eigentum ganz anders um.
Machen wir noch eine Grenzüberschreitung in die Schweiz. Wie siehst du die Szene auf Schweizer Boden?
Wir konnten schon zwei Konzerte im z-7 ausverkaufen, da kommt schon eine Szene zusammen. Ich sehe die Schweiz als ein sehr tolerantes Land, das sich ewig aus allem "Scheiss", rausgehalten hat. Man trifft die Schweizer überall. Ich hatte das Glück, dass ich sehr viel in der Welt rumgekommen bin. Man trifft sogar im tiefsten Urwald einen Schweizer. Zudem ist die Schweiz ein sehr schönes Land.
Wo sind deine musikalischen Wurzeln?
Ich höre mir eigentlich alles an. Ich gehe mit offenen Ohren durch die Welt und höre mir von Ragga bis Heavymetal alles an. Man kann von jeder Art Musik etwas lernen. Deathmetal gefällt mir allerdings nicht, da wir in einer lebensbejahende Welt sind. Mit Leuten, die sich Blut in die "Fresse" schmieren, möchte ich nichts zu tun haben. Aber ich habe vor jeder Arbeit Respekt. Wenn eine Band zehn Jahre Musik macht und sich gut verkauft, dann find ich das wunderbar.
Das Album "Sieben", wurde von den Medien als kommerziell bezeichnet. War das Absicht von euch?
Wir denken im voraus nicht so weit. Wir machen einfach eine Platte, egal was für eine. Eine Band die Erfolg hat, egal aus welcher Sparte, wird immer als kommerziell bezeichnet. Das ist Blödsinn, man kann es nie Allen recht machen. In Extremo entwickeln sich weiter. Die Leute sagen; Macht noch mal so eine Platte. Niemals! Weist du warum? Weil wir die schon gemacht haben. Es gibt immer Fans, die dich ein Leben lang für das Wohnzimmer gemietet haben, doch wenn du auf den Balkon gehst, bist du bereits ein Verräter.