http://www.bloom.de/articles/article_004825_php4.htm
Am Montag gegen 13 Uhr war das Interview mit In Extremo angesetzt und Punkt 13 Uhr läutete auch schon das Telefon. An der Strippe war Boris, Yellow Pfeiffer, von In Extremo. Es folgte ein angenehmes Gespräch, über das neue Album, wie man zur Musik gekommen ist und was sich in den letzten zwei Jahren alles geändert hat. Als im September 2001 “Sünder ohne Zügel“ herauskam, interviewte ich Dr. Pymonte von In Extremo. Und in diesem Herbst (01.09.2003) wird das neue Album “Sieben“ das Licht in den Plattenläden erblicken. Natürlich hatte ich wieder ein paar Fragen an das Septett. Leider konnte ich das Interview, wie für mich sonst gewohnt, nicht aufzeichnen. Das heißt ihr erlebt hier eine Premiere, denn ich habe das Gespräch mit Hilfe meiner Notizen reproduzieren müssen. Beim Zusammentragen der Antworten und Fragen erfuhr ich eine unheimliche Sehnsucht nach meinem kleinen digitalen Freund, der mir bei den Erinnerungslücken bis jetzt immer geholfen hat. Doch nun zum Interview und genug geschwafelt.a.jo: Eine Textpassage aus eurem neuen Album "Sieben" lautet: „Wer sich mit uns auf den Weg macht, gewinnt für´s Leben. Freuen wir uns so lange wir jung sind...“ (Das letzte Einhorn). Habt ihr ein Problem mit dem Altern?
Yellow-Pfeiffer: Nein. (lacht) Es steht vielmehr für: Genießt den Tag, im Hier und Jetzt!
a.jo: Was hat sich seit dem Album “Sünder ohne Zügel“ für euch verändert?
Yellow-Pfeiffer: Wir haben keine großen Stiländerung vorgenommen. Es sind zwei Jahre vergangen!
a.jo: Ah, also doch ein Problem mit dem Alter!
Yellow-Pfeiffer: Nein (lacht).
a.jo: In eurer Band ist ein Francois Villion-Fan, oder?
Yellow-Pfeiffer: Ja. Der Sänger selbst.
a.jo: War die Vorgehensweise bei der Erstellung vom Album “Sieben“, die gleiche, wie bei den anderen Alben?
Yellow-Pfeiffer: Ja. Das gleiche Konzept. Alle haben mitgewirkt. Es ist auch kein Konzeptalbum. Wie findest du es?
a.jo: Wenn ich ehrlich bin, hat mir das erste Stück, “Erdbeermund“, nicht gefallen!
Yellow-Pfeiffer: Was hat dir nicht gefallen?
a.jo: Ich finde es ist ein ruhiger sensibler Text und kein Hau-Drauf-Stück. Außerdem kenne ich es in einer anderen Version von früher.
Yellow-Pfeiffer: Das ist meistens so, dass man die erste Variante am besten findet. Ich finde es gelungen.
a.jo: Wie kommt man eigentlich dazu ein Lied wie “Melancholie“, das traurig und düster ist, zu kreieren.
Yellow-Pfeiffer: Der Text handelt vom Zeitalter des Weinens und man kann vieles aus der Gegenwart mit rüber nehmen und ebenso andersrum aus der Vergangenheit ins Jetzt projizieren. Es gibt eben Gefühlsausbrüche und Momente des Zweifelns.
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a.jo: Was ist das für ein Gefühl, wenn man in einem Club zum zweiten oder wiederholten Male spielt?
Yellow-Pfeiffer: Man hat eigentlich immer eine Erwartungshaltung!
a.jo: Was passiert eigentlich, wenn du das Gefühl hast, dass der Auftritt nicht gut war?
Yellow-Pfeiffer: Dann gibt man sich das nächste Mal eben mehr Mühe! Außerdem gibt es noch andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Wie zum Beispiel die Technik!
a.jo: Ah, die Technik ist Schuld.
Yellow-Pfeiffer: Zum Beispiel. (lacht)
a.jo: Ich hatte vor zwei Jahren Dr. Pymonte gefragt, ob schon militante Veganer in der ersten Reihe standen und die Trommel, die aus dem Fell eines ganzen Pferdes besteht, angeprangert haben.
Yellow-Pfeiffer: Nein, die Trommel wurde noch nicht angegriffen.
a.jo: Wurde denn etwas anderes angegriffen?
Yellow-Pfeiffer: Na ja, wir tragen alle sehr viel Leder! Bist du eigentlich Veganerin oder Vegetarierin?
a.jo: Nein, ich esse nur blutiges Fleisch, das noch zappelt. Ein bisschen Spaß muss man beim Essen schon haben. Euer letzter Song auf “Sieben“ heißt “Segel setzen“? Habt ihr keine Lust ein neues Album zu machen?
Yellow-Pfeiffer: (lacht) Nein, also ein neues Album kommt bestimmt.
a.jo: Du hast das Interview noch nicht gesehen und da ich ja alles quasi aus meinem Kopf schreiben muss, werde ich vielleicht auch kleine Änderungen vornehmen. (lacht)
Yellow-Pfeiffer: Das neue Album ist noch nicht auf dem Markt und somit ist es schwer über ein neues Projekt zu reden. Aber wir haben Lust mal wieder ein richtiges reines Mittelalteralbum zu machen, ohne E-Gitarren.
a.jo: Das wievielte Interview ist das für dich heute?
Yellow-Pfeiffer: Du bist das zweite Interview.
a.jo: Ist eigentlich bei dem Interviewgeben schon Routine eingekehrt? Oder ist das die Schattenseite des Musikerdaseins?
Yellow-Pfeiffer: In erster Linie möchte ich Musiker sein. Aber wir sind am Anfang der Promotion-Tour und im Moment ist es okay. Welchen Song fandest du eigentlich von unserem Album am besten?
a.jo: Ich bin musikalisch eher ein 'Weichei' und mag ruhigere Musik. Aber den Song “Melancholie“ fand ich gut.
Yellow-Pfeiffer: Den mag ich auch.
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a.jo: Ist eigentlich ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, dass du jetzt Musiker bist?
Yellow-Pfeiffer: Irgendwie schon!
a.jo: Hast du eigentlich eine Alternative zum Musikerdasein?
Yellow-Pfeiffer: Ich habe Zimmermann gelernt. Aber das Musikerdasein möchte ich nicht aufgeben.
a.jo: Das heißt deine Eltern haben sich durchgesetzt, dass du einen bodenständigen Beruf gelernt hast?
Yellow-Pfeiffer: Was heißt schon 'sich durchgesetzt'. Wir haben eigentlich alle etwas gelernt.
a.jo: Als ich beim letzten Mal Dr. Pymonte interviewt habe, erzählte er von seinem Kybernetik-Studium. Soweit ich mich erinnere, hat er das nicht zu Ende gemacht, oder?
Yellow-Pfeiffer: Stimmt. Aber das musst du ja nicht unbedingt schreiben. (lacht)
a.jo: Hast du eigentlich Angst etwas Peinliches zu machen? Vielleicht, dass man irgendwie komisch beäugt wird?
Yellow-Pfeiffer: Nein. Damit habe ich kein Problem. Wir haben zum Beispiel im Studio Paddy Kelly getroffen und er singt bei einem Song auch mit. Es war uns klar, dass es Gegenstimmen geben wird. Aber das sind auch Straßenmusiker und die sind ebenso durch die harte Schule gegangen. Wir haben alle traditionell angefangen und sind mit der Zeit tiefer in die Musik eingetaucht.
a.jo: Hast du eigentlich eine klassische Musikausbildung?
Yellow-Pfeiffer: Ich habe Klavier gelernt. Aber das ist schon lange her und nicht so wichtig.
a.jo: Hast du noch einen Schlusssatz oder ein Motto, dass du an die Leserschaft senden möchtest?
Yellow-Pfeiffer: Habt einfach Spaß und habt keinen Ärger. Schwierig finde ich es, wenn auf Konzerten die Stimmung umkippt, weil vielleicht zu viel getrunken worden ist. Zum Glück war das auf unseren Konzerten noch nicht so.
a.jo: Solche Momente finde ich auch schwierig. Wie sieht es heute eigentlich mit politischen Themen in eurer Musik aus?
Yellow-Pfeiffer: Wir haben eine Meinung, aber Politik passt nicht in unsere Musik.
a.jo: Dann bedanke ich mich für das Interview. Und ich resümiere noch einmal: Du bist klavier-o-phil, es wird keine neue Platte nach dem Album “Sieben“ geben und das nächste Mal darf ich bitte wieder (okay, wenn es die Technik zulässt) das Gespräch aufzeichnen. Viel Erfolg mit eurer Tour und alles Gute.
Yellow-Pfeiffer: Danke. (lacht)
a.jo